Auf seiner Vorstandssitzung am 30. März 2022 hat sich der Vorstand des LTSV Forst 1990 e.V. beraten und nimmt wie folgt dazu Stellung.
Nach den jetzigen Beschlüssen gönnt sich die Stadt Forst (Lausitz) ein überdimensioniertes, jetzt schon überteuertes und nicht bedarfsgerechtes neues Stadion. Wir als Verein sehen enormes Einsparpotential, wenn man auf einige – nach unserer Meinung nicht notwendigen – Bauten verzichtet bzw. die Prioritäten anders setzt.
Voranzustellen ist, dass der LTSV Forst 1990 e. V. der einzige Leichtathletikverein in Forst (L.) ist. Durch den LTSV Forst 1990 e. V. werden derzeit die Altersklassen U7 bis U14 trainiert.
So sehen wir in Forst (Lausitz) keinen Bedarf an Hammerwurf- und Diskuswurfanlagen, Hindernisgraben sowie an einer Stabhochsprung-Anlage. Bei diesen Disziplinen handelt es sich um technisch anspruchsvolle Disziplinen, für die entsprechend qualifizierte Trainer benötigt werden. Der LTSV Forst 1990 e. V. kann solche Trainer nicht vorweisen. Die Ausbildung von Trainern obliegt ausschließlich dem Leichtathletikverband des Landes Brandenburg, ist zeitaufwändig und verläuft in mehreren Stufen.
Ferner ist anzumerken, dass eine Spezialisierung der Athleten auf diese Disziplinen frühestens ab der Altersklasse 14/15 erfolgt. Sofern sich bei den Athleten ein Talent abzeichnet, wäre hier eine Delegierung an die Landesstützpunkte mit seinen materiellen und personellen Voraussetzungen sinnvoller und wird auch in der Praxis so gehandhabt.
In dieser Altersstufe verlieren die meisten Jugendlichen das Interesse an der Leichtathletik, weil andere Dinge wie die anstehende Berufsausbildung oder persönliche andere Interessen Vorrang haben.
Nach Kenntnis des LTSV Forst 1990 e. V. liegt die Zahl der aktiven Athleten, die eine Spezialdisziplin ausüben, derzeit bei Null.
Inwiefern die Stadt Forst (L.) Interesse daran hat, die Leichtathletik in der Stadt voranzubringen bzw. zu fördern und dafür entsprechende Unternehmungen anstrengt, ist dem LTSV Forst 1990 e. V. nicht bekannt.
Vor diesem Hintergrund und den vorgenannten Ausführungen ist nicht zu erwarten, dass die hier beschlossene Variante des Stadions nach Fertigstellung vollumfänglich genutzt wird. Es besteht die Gefahr, dass wegen der Nichtnutzung der Anlagen recht bald der Verfall der Anlagen einsetzt oder unnötige weitere nicht unerhebliche Kosten für die Unterhaltung/Wartung entstehen.
Die für die Errichtung der Anlagen aufgebrachten finanziellen Mittel und laufenden Kosten stehen in keinem Verhältnis zu der Nutzung.
Ein Bedarf des angedachten Laufhügels mit seiner geschwungenen Wegführung wird durch den LTSV Forst 1990 e. V. nicht gesehen. Als Ersatz hierfür wird lediglich eine gerade Laufschräge als ausreichend erachtet. In den Vorgesprächen wurde die Laufschräge als Wunschelement geäußert; sie dient zum Trainieren der Schnellkraft, die sowohl für die Leichtathleten als auch für die Fußballer von großer Bedeutung ist.
Bezüglich des Wassergrabens ist auszuführen, dass im Land Brandenburg eher selten bzw. gar keine Hindernisläufe bei Kreis-/Landesmeisterschaften sowie auch bei den Berlin-Brandenburg-Meisterschaften im Kinderbereich ausgerichtet werden. Eine Notwendigkeit und Errichtung eines Wassergrabens wird daher für nicht erforderlich erachtet.
Der LTSV Forst 1990 e. V. sieht sich in der Lage, Wettkämpfe in den Disziplinen Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung, Sprint, Hürdenlauf, 800 m-Lauf sowie weiteren Distanzen durchzuführen.
Im Stadion sollten daher eine Weitsprung, Hochsprung- und Kugelstoßanlage sowie eine Wettkampfbahn von 400 m vorhanden sein. Ergänzend dazu wäre als Trainingselement die gerade Laufschräge wünschenswert.
Konfliktpotenzial besteht unserer Meinung nach bei gleichzeitiger Nutzung von Skaterbahn und Stadion-Innenraum. Sofern hier keine entsprechende Einzäunung erfolgt, besteht ein erhebliches Gefahrenpotential bei zeitgleicher Nutzung von Skaterfläche und Stadion. Für Starts bei Sprint-Wettkämpfen z.B. ist unbedingte Ruhe Voraussetzung, damit sich die Läufer auf das Startsignal konzentrieren können. Wie wird sichergestellt, dass störende Geräusche von der Skaterbahn nicht ins Stadioninnere dringen, die die Startvorbereitungen stören? Gibt es Lärmschutzmaßnahmen?
Unbedingten Handlungsbedarf sehen wir beim Bau des Funktionsgebäudes! Laut Beschluß sind keine Vereinsräume mehr vorgesehen. Wie sollen Wettkämpfe organisiert werden, wenn keine Rückzugsmöglichkeit für Vereinsvertreter, Wettkampfauswertung u.ä. mehr vorhanden ist? Wo sollen z.B. sportarten-spezifische Dinge wie in unseren Falle Zeitmessgeräte, Computer und Drucker für die Auswertung, Startpistolen, persönliche Dinge des Vereins wie Preise für die Platzierten (die im Vorfeld angeschafft werden müssen) oder Chroniken, Wettkampfzubehör wie Punktetabellen oder unsere in der Vergangenheit erworbenen Pokale und Auszeichnungen untergebracht werden?
Für uns ist es keine Option, zu jedem Wettkampf wichtige Dinge zur Wettkampfdurchführung von Zuhause mitzubringen.
Unklar ist noch, ob jeder Verein einen eigenen Geräteraum bekommt oder die drei vorgesehenen Geräteräume allgemein zugänglich sind.
Die eingesparten Kosten, die bei Nichteinbau von Stabhochsprung-Anlage, Hindernisgraben und Hammerwurfkäfig entstehen, sollten dazu genutzt werden, den 3 ehemals im Stadion ansässigen Vereinen neue Vereinsräume zur Verfügung zu stellen.
Laut Medienberichten soll das neue Forster Stadion „der Stadt die Chancen eröffnet werden, nationale Meisterschaften auszurichten“.
Für die Leichtathletik ist zu sagen, dass die Ausrichtung von nationalen Meisterschaften nicht, auch nicht in weiter Zukunft, in Frage kommt. Nicht einmal Cottbus mit den Möglichkeiten eines Landesstützpunktes sieht sich in der Lage, nationale Meisterschaften (z.B. Deutsche Meisterschaften) auszurichten. Wenn denn überhaupt, findet maximal einmal im Jahr eine Landesmeisterschaft in Cottbus statt.
Für die Austragung von nationalen Meisterschaften ist mehr erforderlich als ein schönes Stadion. Dazu gehören u.a. ein Medienzentrum für die Berichterstattung, Möglichkeiten zum Aufwärmen/Einlaufen/Einwerfen außerhalb der eigentlichen Wettkampfstätten sowie entsprechende Zuschauerkapazitäten, die in Forst (Lausitz) nicht gegeben sind. Zusätzlich werden u.a. auch Räumlichkeiten für Dopingkontrollen benötigt.
Für uns als Sportverein kommen für Austragungen von Meisterschaften höchstens regionale Meisterschaften (Kreismeisterschaften) in Frage. Selbst für Landesmeisterschaften in der Leichtathletik ist das zukünftige Stadion nicht ausgestattet.
Abschließend stellt sich uns die Frage, was die vielen Vorgespräche im Zusammenhang mit dem Stadionumbau gebracht haben, bei denen wir unsere Expertise als Veranstalter von Leichtathletikveranstaltungen eingebracht haben, wenn am Ende doch Beschlüsse gefasst werden, die an den eigentlichen Bedürfnissen der Vereine vorbei gehen bzw. nicht berücksichtigt wurden.